Das Caribische Meer
Auch wenn man für das Caribische Meer hin und wieder die Bezeichnung »Amerikanisches Mittelmeer« hört, ist
die begriffliche Anlehnung an das Europäische Mittelmeer eher politisch und kulturgeschichtlich gemeint. Als
Randmeer mit direkten Verbindungen zum benachbarten Altantischen Ozean unterscheidet es sich grundlegend vom
intrakontinentalen Mittelmeer Europas. Da das Caribische Meer außerdem um ca. 20 Breitengrade weiter südlich
liegt, ist das Klima in allen Regionen tropisch. Das Caribische Meer bedeckt eine Fläche von etwa 2,75
Millionen qkm und erstreckt sich von der Yucatán-Straße im Nordwesten bis nach Trinidad im Südosten über
eine Distanz von annähernd 3000 km. Im Vergleich zu anderen Randmeeren ist es mit einer durchschnittlichen
Wasserbedeckung von 2491 m außergewöhnlich tief. Im Cayman-Graben wurde die tiefste Stelle von 7680 m
ausgelotet. Die Beckenstruktur des Meeresbodens spiegelt die turbulente geologische Entwicklungsgeschichte
wieder. Es handelt sich um ein System von fünf Becken, das durch folgende Schwellen gebildet wird: im
Nordwesten die Cayman- und Nicaragua-Schwelle, im zentralen Teil die von Hispaniola nach Kolumbien verlaufende
Beata-Schwelle, und im Osten trennt der Aves-Rücken das Grenada- Becken ab. Größere Kontinentalschelfgebiete
haben sich vor Cuba sowie zwischen Nicaragua und Jamaica gebildet. Obwohl das Caribische Meer ein tropisches
Gewässer ist, sinken die Temperaturen mit zunehmender Wassertiefe auf winterliche Kältegrade - in 2000 m
mißt man nur noch etwa 4° C! Die Oberflächentemperaturen des Wassers unterliegen viel geringeren
Schwankungen als die der Luft. Sie bewegen sich zwischen 28° C in den wärmsten Monaten und 23° C während
der kälteren Jahreszeit im Norden. Der durchschnittliche Salzgehalt liegt etwa bei 35,5 Promille und
unterscheidet sich damit nur wenig von dem der Weltmeere. Regionale Änderungen treten nur dort auf, wo
größere Mengen von Süßwasser aus Flüssen ins Meer strömen. Gezeitenunterschiede werden im Caribischen
Meer kaum wirksam, der Tidenhub beläuft sich auf höchstens 40 cm. Um so stärker bilden sich dagegen
Meeresströmungen aus, die nahezu den gesamten caribischen Bereich erfassen und in komplizierten
Überlagerungen auch in größeren Meerestiefen nachweisbar sind. Die Hauptrichtung wird durch den
Nordäquatorialstrom bestimmt. Getrieben von den Passatwinden werden die aufgeheizten Wassermassen durch die
Meerengen im Südbereich der Kleinen Antillen gedrückt. Im Caribischen Meer entsteht eine Stauwirkung, die
erst nach der Passage durch die enge Yucatán-Straße in den Golf von Mexico nachläßt. Aus diesem Grund
treten dort ungewöhnlich hohe Strömungsgeschwindigkeiten von 5 km/h auf. In der Florida-Straße kommt es zu
einem noch größeren Staueffekt, der sich mit 7-8 km/h als Golfstrom entlädt. Dieser bekannteste aller
großen Meeresströme beeinflußt mit seiner Warmwasserfracht das Klima Westeuropas bis hoch in den Norden weit
über den Polarkreis hinaus. Im Durchschnitt läßt er die Temperatur um 4° C höher steigen, als es unserer
geographischen Breite entspricht.
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Der winterliche Nordostpassat, der vor den Küsten Venezuelas und
Kolumbiens seine größte Stärke erreicht, bewirkt in den Monaten
Dezember bis März eine Umschichtung der Wassermassen, wobei kaltes
Tiefenwasser an die Oberfläche gelangt und die Wassertemperaturen um
mehrere Grad sinken. Das extrem klare Wasser des Caribischen Meeres ist
nach wie vor einer der Hauptgründe für den immer noch wachsenden Tourismus.
Diese Klarheit ist zugleich sichtbarer Beweis für die Nährstoffarmut
des Wassers. Bis auf den Magdalenen-Strom fehlen große Flußmündungen als
Zubringer solcher Nährstoffe, die das Wasser trüben könnten.
Periodische Auftriebsgebiete sind nur die Küstenregionen vor Venezuela
und Kolumbien, die zu größerer biologischer Produktion anregen. Neben
dem klaren Wasser sind die weiten Strände der Caribic touristische
Hauptattraktion. Sie verdienen aber nicht nur unter dem Gesichtspunkt
der Entspannung Interesse, sondern auch als Lebensraum einiger recht
interessanter Tier- und Pflanzenarten. Da die Artenzahl verhältnismäßig
gering ist, überblickt man rasch die vorhandenen Lebensgemeinschaften.
Die Toleranz gegenüber Salz ist Hauptvoraussetzung für die Existenz
aller Pflanzen und der meisten Tiere in der Strandregion. Dies gilt auch
für die Kokospalme (Cocos nuafera), die im Dreiklang mit weißem Sand
und blauer See zum Idealbild einer tropischen Küste gehört.
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Kein anderer Lebensraum der Meere entspricht in seinem Artenreichtum
dem eines tropischen Korallenriffs. Die Vielfalt seiner
biologischen Wechselbeziehungen und der daraus resultierenden
Anpassungsfähigkeiten läßt einen Vergleich mit dem tropischen
Regenwald zu. Erbauer der sich manchmal über Hunderte von km
erstreckenden Riffe sind kleine, primitive Lebewesen - die
Steinkorallen-Polypen. Als größte Baumeister unter den Tieren
haben sie in Jahrmillionen ganze Gebirge, wie etwa die Kalkalpen,
geschaffen. Auch Schelfgebiete und Inseln, wie beispielsweise die
Bahamas, oder Atolle über abgesunkenen Vulkanen, sind ihr Werk.
Die Vielfalt der Lebenserscheinungen im tropischen Korallenriff
läßt auf lange Entwicklungsperioden schließen; nur sie bringen
derartig komplexe Ökosysteme hervor. Ähnlich wie der tropische
Regenwald bietet das Korallenriff dank optimaler Umweltbedingungen
ein breites Spektrum von Lebens- und Anpassungserscheinungen.
Zwischenartliche Konkurrenzen lassen es kaum zu, daß wenige
Arten den Lebensraum allein beherrschen. Solche in sich ausgewogenen
Ökosysteme reagieren überaus empfindlich auf umweltverändernde Einflüsse.
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Einleitungen ungereinigter Abwässer von Ölraffinerien, aus Ballungsgebieten und Touristenzentren, der Bau neuer Häfen, Schiffahrt, Unterwasserjagd
und das Sammeln von Trophäen sind ernsthafte Gefahren für die Existenz von Korallenriffen. Schon geringe Trübungen durch
Wasserverschmutzung bringen die licht- und sauerstoffhungrigen Korallenpolypen zum Absterben. Inzwischen wächst die Erkenntnis, wie
notwendig intakte Korallenriffe für den devisenbringenden Tourismus sind. Initiativen für die Schaffung von Unterwasser-Naturschutzgebieten
wurden schon ergriffen. Den Anfang machte das US National Park Service, als es Korallenriffe vor den US-Virgin Islands St. Croix und St. John
zu Unterwasserparks erklärte. Auch Cuba hat mittlerweile große Riffgebiete, u. a. vor der Isla Juventud, unter Naturschutz gestellt.
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