History

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Vor den Europäern besiedelten Stämme aus Südamerika die Karibischen Inseln. Von den venezolanischen Küste aus erreichten sie mühelos Curacao und Trinidad. Von dort Tobago und Grenada und so die ganze Kette der Kleinen Antillen. Grüne Spitzen eines im indigoblauen Meer fast versunkenen oder aus ihm entstiegenen Vulkangebirges. Die großen Antillen beginnen da, wo sich die Kette nach Westen wendet und die Inseln immer größer und die Gipfel immer höher und wunderbarer werden. Puerto Rico, die Insel Hispaniola und schließlich Kuba, die größte von allen, so daß Kolumbus sie hartnäckig für das Festland Asiens hielt und jeden Moment das Auftauchen des Großkhans erwartete. Seitdem heißt die Gegend fälschlich Westindien. Erst als die Karavellen des Kolumbus vor Yukatán und der Landenge von Panama lagen, dämmerte ihm sein Irrtum. Eingestanden hat er ihn nie. Er hatte die Koralleneilande der Bahamas entdeckt, Cuba, Hispaniola und Jamaica für den König von Spanien in Besitz genommen, Städte und Kathedralen gegründet, den ersten Schritt zur Unterjochung der indianischen Bevölkerung getan, das ganze Oval des Caribischen Meeres umfahren, die Passatwinde verspürt und in den Golf von Mexiko geblickt. Er stand auf der Schwelle der Neuzeit. Zu Recht wird Amerikas Zeit vor ihm "präkolumbisch" genannt. Zu Unrecht heißt der Erdteil nach Amerigo Vespucci. "Kolumbia" wäre sinnreicher gewesen.

 

Daß die Indianer irgendwann einmal vom Festland eingewandert sein dürften, kann man aus vielen parallelen Beispielen anderer Archipele schließen. Dafür sprechen ethnische Gemeinsamkeiten zwischen bestimmten Kulturen. Auch der zwischen Südamerika und Westindien übergreifende Anbau von Kulturpflanzen wie Maniok, Ananas und des Anatto-Strauches ist ein weiteres Indiz dafür. Von Mittel- und Nordamerika sind dagegen nur sehr geringe Einflüsse zu verzeichnen. Wahrscheinlich bildeten die starken Meeresströmungen in der Meerenge zwischen Yucatán und Cuba sowie in der Florida-Straße nahezu unüberwindliche Hindernisse für eine Besiedlung vom Westen und Norden her. Zu welchem Zeitpunkt die Einwanderung genau begann, ist noch nicht ganz geklärt. Mit Sicherheit erfolgte sie aber, wie archäologische Funde und die Stammesvielfalt bezeugen, in mehreren Wellen. Die ältesten uns bekannten Spuren datieren etwa auf 5000 v. Chr. (Barrera, Mordan - Dominikanische Republik) und gehören in die sogenannte paläoindianische Periode. Feldbau war in dieser Zeit noch unbekannt; die gefundenen Gebrauchsgegenstände beschränken sich auf primitive Knochen- und Steinwerkzeuge und bezeugen, daß jene ersten Westindier Jäger und Sammler waren. Auch Funde aus der meso-indianischen Phase lassen kaum Entwicklungsfortschritte erkennen, allerdings verläuft die zeitliche Grenze zur neoindianischen Periode sehr unterschiedlich.Während auf großen Teilen Cubas zur Zeit der Entdeckung durch Columbus die Entwicklung auf dem Niveau der mesoindianischen Epoche stagnierte, bildeten sich auf Puerto Rico und Trinidad schon um die Zeitenwende neoindianische Kulturen heraus. Sie unterschieden sich grundlegend von den vorangegangenen Kulturstufen durch den Übergang zur Landwirtschaft, die Anlage fester Siedlungen und Zeremonienstätten sowie die Entwicklung einer kunstvollen Töpferei.

 
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Keine Entdeckung hatte so weitreichende Folgen wie die Amerikas durch Columbus. Jedoch erreichten fast 500 Jahre vor ihm, um das Jahr 1000, die Wikinger von Island und Grönland aus die nordamerikanische Küste. Berichte über noch weiter zurückliegende Fahrten nach Amerika konnten bisher nicht wissenschaftlich bestätigt werden. Eher in das Reich der Legende gehören daher Vermutungen, daß irische Mönche bereits im 6. Jahrhundert Nordamerika erreichten. Sie beruhen auf einer irischen Überlieferung, der »Navigatio Sancti Brendani«, die über zwei mehrjährige Irrfahrten des Missionars Sankt Brandan v. Ardfert (484-577) im Nordatlantik berichtet. Auf diesen Fahrten soll er weit nach Westen bis vor die Küste Nordamerikas vorgestoßen sein. Isländische Sagas hingegen, die über Fahrten der Wikinger bis in die unbekannten Gefilde von Helluland, Markland und Vinland berichten, konnten inzwischen durch Bodenfunde auf Neufundland bestätigt werden. Bei den beschriebenen Regionen muß es sich um die Küsten von Baffinland, Labrador und Neufundland gehandelt haben. Als wichtigste Quellen über die Entdeckungsfahrten der Wikinger nach Nordamerika gelten die Grönland-Saga und die Saga von Erik dem Roten, Kopien aus dem 14.Jahrhundert von älteren verloren gegangenen Handschriften. In der Grönland-Saga wird berichtet, daß Bjarni Herjolfson vermutlich im Jahre 985 auf einer Fahrt von Island nach Grönland mit seinem Boot an eine unbekannte Küste im Westen abgedriftet war.


Obwohl Bjarni Herjolfson der Küste mehrere Tage folgte, betrat er jedoch kein Land. Von dieser Entdeckung erfuhr Leif Eriksson, der Sohn Eriks des Roten. Etwa um 1000 verließ er mit Bjarnis Boot Grönland, um das neue Land näher zu erkunden. Er überwinterte vermutlich an der Nordspitze von Neufundland und nannte das Gebiet Vinland. Nachdem er nach Grönland zurückgekehrt war, beschlossen sein Bruder Thorwald sowie um das Jahr 1020 der Isländer Thorfinn Karlsefni sich in Vinland anzusiedeln. Dieser Versuch scheiterte jedoch am Widerstand der Eingeborenen. Aus weiteren Sagas geht hervor, daß die nordamerikanische Küste noch bis ins 14. Jahrhundert aufgesucht wurde, um Bauholz zu schlagen. Inzwischen konnten diese alten Berichte durch archäologische Funde bestätigt werden. Der bedeutendste wurde 1960 durch den Norweger Helge Ingstad bei L´Anse aux Meadows an der Nordspitze Neufundlands gemacht. Bei seinen Ausgrabungen stieß er auf Hausfundamente und fand Reste einer Schmiede, Nägel, Holzkohle und ein Spinnwirtel, die ohne Zweifel auf eine Wikingersiedlung hindeuten. Auch Datierungen mittels Radiokarbonuntersuchungen bestätigten den Zeitpunkt der Berichte aus den Sagas. Es ist nicht auszuschließen, daß auch portugiesische Dorifischer vor Columbus Amerika erreichten. Die seit dem 14.Jahrhundert ausgeübte Langleinenfischerei vor den Küsten Labradors und Neufundlands gibt Anlaß für derartige Vermutungen. Eindeutige archäologische Beweise liegen aber bislang nicht vor. Während es sich bei den Fahrten der Wikinger um ungezielte Unternehmen wagemutiger Männer handelte, waren die Entdeckungsreisen im Zeitalter der Renaissance auf eine systematische Erweiterung der Einflußsphären der süd- und später auch der westeuropäischen Länder gerichtet.


Die Abenteuer der Wikinger waren folgenlos geblieben. Kolumbus dagegen transportierte nicht nur die Technik, sondern auch die Konflikte Europas nach Amerika. Über den Ozean nahm er mit sich die Rivalität der Fürsten und Höfe. Wie die meisten seiner Zeitgenossen war er besessen von der Gier nach Titel und Rang. Aber in seinem Falle konnten weder riesige Besitzungen noch die Ausbeute der Goldbergwerke auf den Inseln der Caribic den unersättlichen Ehrgeiz befriedigen. Im Jahre 1492 lief er mit 3 Schiffen aus dem südspanischen Hafen Palos zu seiner ersten, weltgeschichtlichen Entdeckungsfahrt aus. Sie suchten Gold und Juwelen, Gewürze und Sklaven. Sie hatten nicht die Absicht zu bleiben - sonst hätten sie ihre Frauen mitgebracht -, sondern wollten schnell reich werden und heimkehren. Ihre Jagd nach Reichtümern betrieben sie in ständiger Eile und deshalb mit einer so grausamen Entschlossenheit, daß sie binnen weniger Jahre die Indianerstämme auf den Inseln durch Schwert, Feuer und Zwangsarbeit dezimiert hatten. Sie kultivierten nicht, sie betrieben Raubbau. Bald waren die Arbeitskräfte in Westindien so knapp, daß es sich lohnte, Negersklaven aus Westafrika zu importieren. Die Spanier pflanzten dadurch der Neuen Welt den Keim zu tiefgehenden öffentlichen und privaten Konflikten ein. Fast 30 Jahre nach der Entdeckung Amerikas war das Azteken-Großreich Mexiko durch Hernan Cortes erobert, weitere 10 Jahre später überfiel Francisco Pizarro mit 176 Mann und 100 Pferden das Inkareich in den Anden und machte es zum Besitz der spanischen Krone. Nun besaß sie also neben den Karibischen Inseln ein überseeisches Festlandsreich, das von der Gegend des Colorado-Flusses Kaliforniens entlang der Küstengebirge am Stillen Ozean bis zum heutigen Chile reichte und auf dem südamerikanischen Kontinent an die Besitztümer Portugals grenzte.


Die Eroberung eines Gebietes von der doppelten Größe Europas entsprang keiner wirtschaftlichen Notwendigkeit, auch nicht dem Trieb zur Mission, sondern der Goldgier. Cortes tat gegenüber einem Boten des Aztekenkönigs Montezuma den zynischen Ausspruch: "Die Spanier leiden an Herzbeschwerden, gegen die Gold ein besonders geeignetes Mittel ist." Der Tod Montezumas kam auf sein Konto. Noch heute spricht man von Montezumas Rache, wenn Touristen mit den einheimischen Speißen und Getränken ein gewisses Problem haben. Pizarro ließ sich vom Inka-Gottkaiser Atahualpa einen Palastsaal so hoch, wie ein Mann die Hand ausstrecken konnte, mit goldenen Gegenständen füllen und brachte seinen Gefangenen dann um. Die Ausbeute an Gold und noch viel mehr an Silber, die jedes Jahr durch die spanische Flotte heimgeschafft wurde, war Ende des 16. Jahrhunderts schon so bedeutend, daß sie in Europa zu einer heftigen Inflation führte, ohne Spaniens Bevölkerung wesentlich reicher gemacht zu haben. Die spanische Kolonialverwaltung schloß unter Beihilfe der katholischen Kirche das Riesenreich in Amerika für 300 Jahre von den geistigen und wirtschaftlichen Bewegungen Europas ab. Die bestimmende ökonomische Instanz war der weiße Großgrundbesitzer mit seinen exorbitanten polizeilichen Befugnissen. Die Häfen Lateinamerikas waren für nichtspanische Waren geschlossen. Wenn in San Juan auf Puerto Rico ein neuer Friedhof angelegt werden mußte, wurden Ort und Aussehen der Kapelle von einem Bürokraten in Sevilla bestimmt. Ein Verwaltungsbeamter im Vizekönigtum Peru konnte mit seinem Kollegen in Mexico dienstlich nur auf dem Umweg über Sevilla verkehren. Die Zentralisierung und Bürokratisierung der spanischen Vizekönigtümer wirkt in der Verwaltung lateinamerikanischer Staaten bis heute lähmend nach.


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